Freitag, 28. Februar 2014

Ein langer Eintrag für einen kurzen Monat

Hallo an alle im 8930 Kilometer entfernten Deutschland!

Vielleicht hat ja so man einer gemerkt, dass die Monate Januar und Februar
 nicht gerade meine "Lieblingsmonate" waren und deshalb wollte ich mich auch nochmal für Vorschläge oder Ratschläge bedanken. Ich habe mir vorgenommen jetzt noch mal richtig die letzten drei Monate zu genießen -das heißt ich versuche mich mal nicht ganz soo auf die Schule zu fixieren und mich ein bisschen öfter mit Freunden zu treffen.
Aber gut..;-)

Der Eintrag von Januar war ja verhältnismäßig kurz und ich bin mir sicher, dass dieser hier nochmal ein bisschen länger wird. Also, wo soll ich anfangen?

Am ersten Februar bin ich mit meinen Gasteltern auf die "Casa Grande Mutt Show" gegangen. Es gab also verschiedene Wettbewerbe an denen Besitzer nicht reinrassiger Hunde, ihre "Lieblinge" anmelden konnten. Zum Beispiel hat Kona in der Kategorie "The Longest Tail" eine Medaille gewonnen während Sassie der "Most Colorful Dog" war.
Da mein Gastvater das Event veranstaltet hat, habe ich mich zusammen mit einer Freundin um kleinere Besucher (und besonders Besucherinnen) gekümmert, die daran interresiert waren, Bilder auszumalen.

Ich hoffe ihr seid gerade nicht hungrig oder so, aber unsere Lunch-Pause zieht sich manchmal wie Kaugummi und da habe ich einfach mal ein Bild vom Essen gemacht. Also Schulessen kann wirklich gut sein! ;-)

Da meine Gastfamilie für zehn Tage auf einem Kreuzfahrtschiff im Pazifik unterwegs war, habe ich solange mit meiner Freundin Madison und ihrer Mutter gelebt. Die beiden hatten eine lange Zeit in Mexiko gewohnt und somit konnte ich das ein oder andere typische mexikanische Gericht kennenlernen.

 Ein Zitat von mir:
"acabo de comer comida mexicana y me enamore de ella... (...) estoy segura de que van a comer quesadillas y chorizo más seguido!"


 
Zudem waren wir zusammen auf dem letzten Schulbasketball-Spiel der Jungen und Mädchen und haben dort unsere Mitschüler angefeuert (auch wenn beide unserer Teams verloren haben). Und auch hier wurde wieder deutlich, dass es diesen "High School Spirit", den es hier an so gut wie jeder Schule gibt, in Deutschland so gut wie gar nicht gibt. Die Schüler kaufen hier um die zehn Schul-T-Shirts, zu Football/Basketball/Soccer-Spielen laufen manche Jungs sogar ohne Shirt herum und malen sich ihre Oberkörper in den Schulfarben an, und zudem ist es hier auch einfach nur faszinierend, dass alle Schüler die anderen respektieren - hier laufen Schüler in Badelatschen und Tennissocken, in fast schon Schlafanzug-ähnlichen Kleidungsstücken und auch in Militäruniform herum und es ist erschreckend wie manche Schüler in Deutschland versuchen sich im "amerikanischen" Style zu kleiden, der aber in der Realität eigentlich ja gar nicht existiert. 



Einen Tag später hatte Madison ihre Freunde zum grillen eingeladen und somit gab es für mich auch zum ersten Mal "S'mores" (Man grillt einen Marshmallow und packt diesen dann mit einem Stück Schokolade zwischen zwei Kekse). Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich damit so wirklich gut anfreunden können würde aber ja -... s'mores werden mich ab jetzt immer an Arizona erinnern. 
 

Kurz bevor meine "echte" Gastfamilie wieder in Arizona angekommen ist, hat mich Madison's Mutter auf ein Rodeo eingeladen. Es ist unglaublich wie manche Cowboys und -girls mit dem Lasso umgehen können und wie athletisch manche Pferde sein können. Ich habe auch versucht das Ein oder Andere zu filmen. Vielleicht kann ich es ja hier irgendwie hoch laden...


Ich habe die Woche wirklich sehr genossen. Es hatte etwas von Urlaub - das sollte man jetzt nicht falsch verstehen (sagen wir mal so: es hat mich einfach nur wirklich sehr an mein Leben und an meine Familie in Deutschland erinnert) und ich denke mal, dass mir in diesen 10 Tagen auch sehr viele Dinge klar geworden sind. Ich weiß nicht genau warum, aber diese "Auszeit" war perfekt um das Auslandsjahr aus einer anderen Perspektive betrachten zu können. Vielleicht weil ich dann sozusagen nochmal den Vergleich zum "Gewohntem" hatte. 


Und es fragen mich immer noch so viele Leute wie das denn hier so ist. 
Natürlich ist alles am Anfang neu und mit der Zeit kommen so manche Gedanken wie "Wenn ich jetzt in Deutschland wäre, könnte ich xxx machen" (und xxx kann so gut wie alles sein). 
Dinge die man Zuhause so gut wie nie wahrnimmt (Gerüche, Gefühle etc.) fehlen und manchmal hat man sogar das Gefühl, dass man sich selbst 'verliert'. Man hängt irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft fest - man hat Dinge so vor Augen wie sie waren, als man Deutschland verlassen hat und gleichzeitig hat man Angst, dass sie sich verändern - und das tun sie - jeden Tag. Menschen verändern sich; Träume verändern sich, das Leben verändert sich.


Hier wird mir klar, wer und was mir wirklich wichtig ist; was ich vermisse. Und man kann es sich so vorstellen, dass man am Ende einfach die "Dinge", die man an Amerika toll findet, mit nach Deutschland nimmt. Und das sind keine materiellen Dinge wie Pop Tarts oder die Body Lotions von "Bath and Body Works", sondern einfache "Verhaltensweisen", Traditionen und einfach alles. 
Ich weiß jetzt, dass es wirklich Vorteile hat, wenn man auf einer Einkaufsstraße wohnt. Oder wie viel es mir bedeutet, mit meiner Schwester und meiner Mutter Freitags oder Samstags Abends im Wohnzimmer zu sitzen und Oliven mit Brot und Essig zu essen; wie gerne ich mit meinem Vater und seiner Freundin abends grille. Ich weiß wie viel mir die Filmabende und auch stillen Telefonate mit meinen Freundinnen bedeuten. Und wie sehr ich mich freue, wenn ich meine Großeltern sehe!
 
Warum bin ich heute so poetisch? Vielleicht erinnert der Regen mich einfach an alles.

Meine Französischlehrerin zu einem Meeting einer Gruppe, die sich für Bildung und Studium für internationale Schüler in den USA einsetzt, mitgenommen. Dort hielt ich eine 30 minütige Präsentation über mein Auslandsjahr und es war sogar einfacher als ich dachte. 

Letztes Wochenende war ich mit meiner Gastfamilie in einem mexikanischen Restaurant und an dieser Stelle möchte ich noch mal Allen danken, die mir per E-Mail oder Karte gratuliert haben. Danke!

So und zum Schluss: ich habe es wirklich ins Tennis-Schulteam geschafft und werde nächste Woche schon mit meinen Freundinnen vom Tennisteam gegen zwei andere Schulen antreten und diese Woche haben wir sogar auch unsere Uniform bekommen - Tennisröcke sind ja verdammt (!) kurz! Ich werde bald - wenn das Wetter wieder besser ist - mal ein Foto machen.

Ich denke das war's so weit.

Ich habe allerdings beschlossen, so wenig deutsch wie möglich zu sprechen, weil ich es auf Dauer einfach sehr schwierig und anstrengend finde, nach dem Deutsch sprechen wieder zurück ins "Englische" zu kommen ohne einen derben Akzent und Wort-Finde-Probleme zu haben oder auch manchmal die Gasteltern auf Deutsch anzusprechen, weil ich beides manchmal nicht mehr auseinander halten kann.

Ich hoffe ihr habt dafür Verständnis. Und entschuldigt bitte, dass es immer verwirrender wird. ;-)



See you,
Leona